Die Zukunft ist ungewiss: Darin waren sich die niedersächsischen Synodenpräsidenten und Hanna Naber bei einer Begegnung in Loccum einig. Die Landtagspräsidentin betonte: In Zeiten der Orientierungslosigkeit brauche der Staat die Kirche.
Um das Miteinander der fünf evangelischen Kirchen in Niedersachsen zu stärken, sind am Sonnabend rund 200 Mitglieder der jeweiligen Kirchenparlamente in Loccum bei Nienburg zusammengekommen. Die Kirchen sind seit 1971 in einer Konföderation verbunden. „Es ist gut, dass wir mit gemeinsamer Stimme mit dem Land sprechen“, sagte der gastgebende hannoversche Synodenpräsident Matthias Kannengießer dem Evangelischen Pressedienst (epd).
Höhepunkt des Treffens war ein Vortrag der Präsidentin des niedersächsischen Landtags, Hanna Naber. Die Kirche seien „einer der lautesten und auch verlässlichsten Fürsprecher unserer Demokratie“, sagte die SPD-Politikerin laut Redemanuskript vor den Synodalen. „Gerade jetzt, in diesen turbulenten Krisenzeiten, sind Sie für den Staat vermutlich nötiger denn je.“ Denn viele Bürger beschleiche ein Gefühl der Orientierungslosigkeit - und die nicht unbegründete „Sorge, dass unsere besten Zeiten hinter uns liegen könnten“.
Nach Ansicht der fünf Synodenpräsidentinnen und Synodenpräsidenten sehen auch die Kirchen einer ungewissen Zukunft entgegen. „Es lässt sich heute noch nicht sagen, welche Gestalt die evangelischen Kirchen in Niedersachsen in Zukunft haben werden“, heißt in einer am Sonnabend veröffentlichten gemeinsamen Erklärung. Angesichts unausweichlicher struktureller Veränderungen in den fünf Landeskirchen wolle man die Zusammenarbeit weiter vertiefen.
Dabei gehe es nicht nur um Einsparungen und die Optimierung von Strukturen, heißt es in der Stellungnahme. „Im Zentrum steht die Frage, wie wir so Kirche Jesu Christi sein können, dass Menschen von unserer Botschaft erreicht werden und wir gemeinsam Verantwortung in unserem Land übernehmen.“
Wenn man mit einer Stimme spreche, bekomme die evangelische Kirche in politischen Fragen mehr Gewicht, sagte der braunschweigische Synodenpräsident Peter Abramowski. Dies betreffe etwa auch den Religionsunterricht. Ein anstehendes Projekt ist dabei ein konfessionsübergreifendes Modell des Religionsunterrichts, das zum Schuljahr 2025/26 starten soll. Es soll künftig den bisher getrennten evangelischen oder katholischen Religionsunterricht ersetzen.
Bei dem Treffen tauschten sich Mitglieder der Synoden aus den Landeskirchen Braunschweig, Schaumburg-Lippe und Hannover, der Kirche in Oldenburg und der reformierten Kirche mit Sitz in Leer aus. Mit der Begegnung ging zugleich die Tagung der hannoverschen Landessynode zu Ende.
Erst Anfang Mai hatten die Kirchen einen Vertrag zur Fortsetzung der Konföderation unterzeichnet. Vorsitzender des Rates der Konföderation ist zur Zeit der Oldenburger Bischof Thomas Adomeit. Die hannoversche Landeskirche ist mit rund 2,23 Millionen Mitgliedern die größte der evangelischen Landeskirchen in Deutschland.
epd Niedersachsen-Bremen